Category: Deutsch

  • Nur rücksichtslose Raser haben etwas zu verbergen

    3.606 Menschen sind letztes Jahr in Deutschland im Straßenverkehr gestorben. Tote durch Terroranschläge gab es im gleichen Zeitraum keine. Dies beweist: Die Geheimdienste leisten ganze Arbeit, die umfassende Überwachung des Internets und der weltweiten Kommunikation rettet Menschenleben. Angesichts dieses Erfolgs kann ich den ehemaligen Bundesinnenminister Schily verstehen, wenn er sagt, die Furcht vor dem Staat trage “teilweise wahnhafte Züge”. Der Staat meint es schließlich nur gut mit uns und liebt doch alle Menschen.

    Höchste Zeit also, die Totalüberwachung auch auf den tödlichen Straßenverkehr auszudehnen. Ihr Auto erfasst bereits heute zahlreiche Daten, die zur Rekonstruktion von Unfällen verwendet werden können. Unfälle vermeiden kann eine solche simple Black Box allerdings nicht. Technisch wäre dies keine große Herausforderung: Eine fortschrittlichere Version, nennen wir sie “Verkehrssicherheitsbox” (Pflicht ab 2015, nicht nachrüstbar), müsste nur Ihren Standort bestimmen und die gefahrene Geschwindigkeit mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit vergleichen (das kann jedes bessere Navi). Über das mobile Datennetz könnten Verstöße umgehend gemeldet werden, am besten mit Abbuchung des Bußgelds von Ihrem Konto, automatischer Punkteaktualisierung in Flensburg und – in besonders schweren Fällen – elektronischer Zwangsstilllegung Ihres Fahrzeugs zum Schutz der Allgemeinheit.

    Ich weiß, das war schon in “Das fünfte Element” zu sehen und nein, wir bekommen in den nächsten Jahren keine fliegenden Autos, sondern nur den repressiven Teil der Zukunftsvision. Für Sie und mich ist das natürlich kein Problem, wir kennen sämtliche Verkehrsregeln und halten diese überall und jederzeit ein. Widerstand ist nur von rücksichtslosen Rasern zu befürchten, denn nur diese haben etwas zu verbergen.

  • Ein Recht auf Qualitätslügen?

    Ein Recht auf Qualitätslügen?

    Der Deutschlandfunk führt bei mir eher selten zu spontanen Lachanfällen, doch nach der Rückkehr des deutschen Innenministers von seiner PRISM-Reise war es so weit. Er habe eine “klare Antwort” erhalten, dass die USA keine Industriespionage in Deutschland betreiben, hieß es, woraufhin ich vor Lachen beinahe von der Straße abgekommen wäre.

    Eine klare Antwort. Keine Industriespionage. Und auch sonst Verständnis für die besonderen Empfindsamkeiten der Deutschen in Sachen Datenschutz (oder so ähnlich). Dann ist ja alles gut. Oder doch nicht? “Hat man als verständiger Bürger nicht wenigstens ein Recht auf Qualitätslügen?” fragt Sascha Lobo auf Spiegel Online. “Haha, nein – man hat ein fucking Recht darauf, in einem fucking Rechtsstaat mit einer fucking beachteten Verfassung zu leben.” schreibt er weiter.

    Für die “Wiedereinführung der Rechtsstaatlichkeit” könnte ich doch glatt auf die Straße gehen. Die Gelegenheit dazu gibt es am Samstag in zahlreichen deutschen Städten. Oder ich ziehe noch etwas weiter weg.

    Update 25.07.2013: In Luxemburg ist eine Mahnwache vor der amerikanischen Botschaft geplant. Weitere Informationen gibt’s auf Facebook (kein Scherz).

    PROMIS als Urahn von PRISM? Lars Schall verweist in seinem Blog auf ein Buch und einen Fernsehbeitrag aus den 90ern von Egmont R. Koch (hat tip: dasgelbeforum.de.org). Zu der 1970 entwickelten Software PROMIS lassen sich auf historycommons.org einige Artikel finden.

    Update 26.07.2013: Auf Reddit wird über den offenen Brief an Angela Merkel in der F.A.Z. diskutiert und Politplatschquatsch blickt zurück auf zwei NSA-Überläufer der ersten Stunde.

    Update 27.07.2013: Tor-Entwickler zu PRISM: “Das soll eine Demokratie sein?“

    Update 28.07.2013:

    Update 29.07.2013

  • Bitcoins kaufen: Bitcoin.de Top, Bitcoin-24.com Flop

    Wer Bitcoins kaufen möchte, sieht sich vor allem mit einem Problem konfrontiert: die virtuelle Währung lässt sich nicht ohne weiteres erwerben. Weltweit existieren zahlreiche Handelsplätze, von denen ich hier drei mehr oder weniger ausführlich vorstelle.

    MtGox

    Ein Konto auf dem weltweit beliebtesten Bitcoin-Handelsplatz MtGox ist schnell eröffnet, vor dem ersten Kauf ist aber eine Verifizierung erforderlich. Hierzu kann man z.B. eine Kopie seines Ausweises und einer aktuellen Strom-, Gas- oder Wasserrechnung verwenden. Bis diese Dokumente überprüft wurden, vergeht momentan mehr als eine Woche. Erst danach kann man Geld an MtGox überweisen und einen Kaufauftrag aufgeben.

    Bitcoin-24

    Sehr viel einfacher ging es bei Bitcoin-24: Geld konnte sogar per Sofortüberweisung und Giropay transferiert werden, ein Kauf war so binnen Minuten möglich. Das schicke Front-End machte einen guten Eindruck, der Code für den eigentlichen Handel war aber anscheinend nicht transaktionssicher und Trades wurden nicht korrekt abgerechnet. Der Zugang zum Handelsplatz ist aktuell nicht mehr möglich, Kunden kommen weder an ihre Guthaben in EUR noch an ihre Bitcoins. Informationen in dieser verworrenen Angelegenheit werden auf kuttler.eu gesammelt.

    Festzuhalten bleibt: Tausende Menschen aus aller Welt haben teils fünfstellige Beträge in EUR und Bitcoins auf das polnische und deutsche Konto einer englischen Ltd. überwiesen, die weder eine Zulassung von der Financial Services Authority (FSA) noch von der BaFin besitzt und anscheinend von einem 24-jährigen (?) deutschen DJ/Webdesigner (?) betrieben wird.

    Update 18.04.2013 zu Bitcoin-24: Artikel auf sueddeutsche.de und auf heise.de. Im Forum auf btc24-help.com treffen sich Geschädigte.

    bitcoin.de

    Der von der Bitcoin Deutschland GmbH betriebene Handelsplatz bitcoin.de funktioniert anders: Zur Verifizierung überweist bitcoin.de einen Cent auf das Konto des Käufers, als Verwendungszweck ist ein Code angegeben, den man in seinem Benutzerkonto eingeben muss. Danach kann man prinzipiell loslegen, nicht alle Verkäufer werden aber einen Neuling mit dem niedrigsten Trust-Level (“Bronze”) als Handelspartner akzeptieren. Wenn man zum Zug kommt, muss man schleunigst den Kaufbetrag abzgl. Gebühren direkt an den Verkäufer überweisen und die Zahlung in seinem Benutzerkonto als ausgeführt markieren. Sobald der Verkäufer den Zahlungseingang bestätigt hat, werden die Bitcoins (abzgl. Gebühr) an die Adresse der Käufers transferiert. Das Geld des Käufers wird somit niemals von bitcoin.de gehalten, die Bitcoins des Verkäufers dagegen schon. Auch wenn man zum aktuellen Kurs nicht kaufen möchte, kann es nicht schaden, bereits jetzt ein Konto anzulegen. So spart man sich später mindestens einen Bankarbeitstag, der für die Verifizierung per Überweisung benötigt wird.


    Warnung: Eine Investition in Bitcoins ist hochspekulativ, die Risiken eines Totalverlusts sind vielfältig.

    Hinweis: Informieren Sie sich grundsätzlich vor einem Kauf direkt auf dem jeweiligen Handelsplatz über die aktuell gültigen Modalitäten.

    Hinweis: Alle Links zu bitcoin.de sind Affiliate-Links.