“Den deutschen Medien käme eine Bankenkrise in Luxemburg gerade recht”, sagte ich letzte Woche in einem Gespräch, “dann könnten viele Artikel über Zypern einfach recycled werden. Man müsste nur ‘Inselstaat Zypern’ durch ‘Kleinstaat Luxemburg’ ersetzen”.
Äußerst naiv von mir. Die Medien brauchen gar keine neue Krise, die Artikel werden trotzdem geschrieben:
- Auch Luxemburg hat fragwürdiges Geschäftsmodell (welt.de)
- Aufgeblähte Banken: Luxemburg ist der nächste Krisen-Kandidat (deutsche-wirtschafts-nachrichten.de)
- Die Gefahr aus Luxemburg (handelsblatt.com, Video)
- Zypern kein Einzelfall – wer in Europa noch bedroht ist (t-online.de)
- Malta und Luxemburg: Bankenparadiese fürchten Radikalkur (spiegel.de)
Ich bin mir sicher, viele der Autoren und besonders viele der kommentierenden Leser waren in ihrem Leben noch nie in Luxemburg (und wenn, dann höchstens zum Tanken, der Tanksektor ist übrigens auch völlig überdimensioniert). Daher hier ein paar interessante Fakten:
- Zypern ist dem Euro erst 2008 beigetreten, Luxemburg gehört zu den Gründungsmitgliedern der EWG.
- Der Mindestlohn für qualifizierte Tätigkeiten liegt in Luxemburg aktuell bei über 2200€ (im Monat, liebe deutsche Leser) und wird regelmäßig an die Inflation angepasst.
- In Luxemburg gibt es 141 Banken aus 26 Ländern.
- 71 Prozent der Arbeitnehmer sind Ausländer (also keine Luxemburger).
- Deutsche Banken stellen (noch) die Mehrheit am Finanzplatz Luxemburg.
Man könnte sich nun einige interessante Fragen stellen, z.B.:
- Warum können deutsche Banken mit hauptsächlich deutschen Angestellten das Geld deutscher Anleger in Luxemburg besser verwalten als in Deutschland?
- Warum sollte der Luxemburger Staat, selbst wenn er dies könnte, diese Institute in der nächsten Krise mit luxemburgischem Geld retten?
Man kann aber auch einfach festhalten: Wenn die Luxemburger Finanzinstitute auf breiter Front rettungsbedürftig werden, dann ist der Zusammenbruch des Finanzsystems in Europa ohnehin nicht mehr aufzuhalten.
Frohe Ostern!
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