Author: Stephan

  • Ein Recht auf Qualitätslügen?

    Ein Recht auf Qualitätslügen?

    Der Deutschlandfunk führt bei mir eher selten zu spontanen Lachanfällen, doch nach der Rückkehr des deutschen Innenministers von seiner PRISM-Reise war es so weit. Er habe eine “klare Antwort” erhalten, dass die USA keine Industriespionage in Deutschland betreiben, hieß es, woraufhin ich vor Lachen beinahe von der Straße abgekommen wäre.

    Eine klare Antwort. Keine Industriespionage. Und auch sonst Verständnis für die besonderen Empfindsamkeiten der Deutschen in Sachen Datenschutz (oder so ähnlich). Dann ist ja alles gut. Oder doch nicht? “Hat man als verständiger Bürger nicht wenigstens ein Recht auf Qualitätslügen?” fragt Sascha Lobo auf Spiegel Online. “Haha, nein – man hat ein fucking Recht darauf, in einem fucking Rechtsstaat mit einer fucking beachteten Verfassung zu leben.” schreibt er weiter.

    Für die “Wiedereinführung der Rechtsstaatlichkeit” könnte ich doch glatt auf die Straße gehen. Die Gelegenheit dazu gibt es am Samstag in zahlreichen deutschen Städten. Oder ich ziehe noch etwas weiter weg.

    Update 25.07.2013: In Luxemburg ist eine Mahnwache vor der amerikanischen Botschaft geplant. Weitere Informationen gibt’s auf Facebook (kein Scherz).

    PROMIS als Urahn von PRISM? Lars Schall verweist in seinem Blog auf ein Buch und einen Fernsehbeitrag aus den 90ern von Egmont R. Koch (hat tip: dasgelbeforum.de.org). Zu der 1970 entwickelten Software PROMIS lassen sich auf historycommons.org einige Artikel finden.

    Update 26.07.2013: Auf Reddit wird über den offenen Brief an Angela Merkel in der F.A.Z. diskutiert und Politplatschquatsch blickt zurück auf zwei NSA-Überläufer der ersten Stunde.

    Update 27.07.2013: Tor-Entwickler zu PRISM: “Das soll eine Demokratie sein?“

    Update 28.07.2013:

    Update 29.07.2013

  • Bitcoins kaufen: Bitcoin.de Top, Bitcoin-24.com Flop

    Wer Bitcoins kaufen möchte, sieht sich vor allem mit einem Problem konfrontiert: die virtuelle Währung lässt sich nicht ohne weiteres erwerben. Weltweit existieren zahlreiche Handelsplätze, von denen ich hier drei mehr oder weniger ausführlich vorstelle.

    MtGox

    Ein Konto auf dem weltweit beliebtesten Bitcoin-Handelsplatz MtGox ist schnell eröffnet, vor dem ersten Kauf ist aber eine Verifizierung erforderlich. Hierzu kann man z.B. eine Kopie seines Ausweises und einer aktuellen Strom-, Gas- oder Wasserrechnung verwenden. Bis diese Dokumente überprüft wurden, vergeht momentan mehr als eine Woche. Erst danach kann man Geld an MtGox überweisen und einen Kaufauftrag aufgeben.

    Bitcoin-24

    Sehr viel einfacher ging es bei Bitcoin-24: Geld konnte sogar per Sofortüberweisung und Giropay transferiert werden, ein Kauf war so binnen Minuten möglich. Das schicke Front-End machte einen guten Eindruck, der Code für den eigentlichen Handel war aber anscheinend nicht transaktionssicher und Trades wurden nicht korrekt abgerechnet. Der Zugang zum Handelsplatz ist aktuell nicht mehr möglich, Kunden kommen weder an ihre Guthaben in EUR noch an ihre Bitcoins. Informationen in dieser verworrenen Angelegenheit werden auf kuttler.eu gesammelt.

    Festzuhalten bleibt: Tausende Menschen aus aller Welt haben teils fünfstellige Beträge in EUR und Bitcoins auf das polnische und deutsche Konto einer englischen Ltd. überwiesen, die weder eine Zulassung von der Financial Services Authority (FSA) noch von der BaFin besitzt und anscheinend von einem 24-jährigen (?) deutschen DJ/Webdesigner (?) betrieben wird.

    Update 18.04.2013 zu Bitcoin-24: Artikel auf sueddeutsche.de und auf heise.de. Im Forum auf btc24-help.com treffen sich Geschädigte.

    bitcoin.de

    Der von der Bitcoin Deutschland GmbH betriebene Handelsplatz bitcoin.de funktioniert anders: Zur Verifizierung überweist bitcoin.de einen Cent auf das Konto des Käufers, als Verwendungszweck ist ein Code angegeben, den man in seinem Benutzerkonto eingeben muss. Danach kann man prinzipiell loslegen, nicht alle Verkäufer werden aber einen Neuling mit dem niedrigsten Trust-Level (“Bronze”) als Handelspartner akzeptieren. Wenn man zum Zug kommt, muss man schleunigst den Kaufbetrag abzgl. Gebühren direkt an den Verkäufer überweisen und die Zahlung in seinem Benutzerkonto als ausgeführt markieren. Sobald der Verkäufer den Zahlungseingang bestätigt hat, werden die Bitcoins (abzgl. Gebühr) an die Adresse der Käufers transferiert. Das Geld des Käufers wird somit niemals von bitcoin.de gehalten, die Bitcoins des Verkäufers dagegen schon. Auch wenn man zum aktuellen Kurs nicht kaufen möchte, kann es nicht schaden, bereits jetzt ein Konto anzulegen. So spart man sich später mindestens einen Bankarbeitstag, der für die Verifizierung per Überweisung benötigt wird.


    Warnung: Eine Investition in Bitcoins ist hochspekulativ, die Risiken eines Totalverlusts sind vielfältig.

    Hinweis: Informieren Sie sich grundsätzlich vor einem Kauf direkt auf dem jeweiligen Handelsplatz über die aktuell gültigen Modalitäten.

    Hinweis: Alle Links zu bitcoin.de sind Affiliate-Links.

  • Schockierende Fakten aus Luxemburg

    Schockierende Fakten aus Luxemburg

    “Den deutschen Medien käme eine Bankenkrise in Luxemburg gerade recht”, sagte ich letzte Woche in einem Gespräch, “dann könnten viele Artikel über Zypern einfach recycled werden. Man müsste nur ‘Inselstaat Zypern’ durch ‘Kleinstaat Luxemburg’ ersetzen”.

    Äußerst naiv von mir. Die Medien brauchen gar keine neue Krise, die Artikel werden trotzdem geschrieben:

    Ich bin mir sicher, viele der Autoren und besonders viele der kommentierenden Leser waren in ihrem Leben noch nie in Luxemburg (und wenn, dann höchstens zum Tanken, der Tanksektor ist übrigens auch völlig überdimensioniert). Daher hier ein paar interessante Fakten:

    Man könnte sich nun einige interessante Fragen stellen, z.B.:

    • Warum können deutsche Banken mit hauptsächlich deutschen Angestellten das Geld deutscher Anleger in Luxemburg besser verwalten als in Deutschland?
    • Warum sollte der Luxemburger Staat, selbst wenn er dies könnte, diese Institute in der nächsten Krise mit luxemburgischem Geld retten?

    Man kann aber auch einfach festhalten: Wenn die Luxemburger Finanzinstitute auf breiter Front rettungsbedürftig werden, dann ist der Zusammenbruch des Finanzsystems in Europa ohnehin nicht mehr aufzuhalten.

    Frohe Ostern!