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Wer sich jetzt über Steinbrück aufregt sollte wissen, wo der Mann herkommt. Damit meine ich nicht nur seine klassische Politiker-Laufbahn (Lebenslauf als PDF) sondern vielmehr folgende Aussage in seiner Regierungserklärung Ende September 2008 (ab 01:46):

Das Ende der "Supermacht des Weltfinanzsystems" USA sah er damals gekommen. Mittlerweile muss allerdings auch Steinbrück klar geworden sein, dass Deutschland wegen seiner Exportabhängigkeit mit zu den größten Verlierern der Krise zählen wird und auch die Zukunftsaussichten schon alleine aufgrund der demografischen Entwicklung - anders als in den USA - alles andere als rosig sind. Von seinem Ziel eines ausgeglichenen Bundeshaushalts ist er auch weiter entfernt als jemals zuvor.

Steinbrück dürfte daher erstens persönlich frustriert sein und zweitens als Finanzminister dringend Geld benötigen. Das bekommen jetzt statt den USA eben die kleineren Nachbarländer zu spüren (Juncker: "Weniger Hosenschiss bei Obama und mehr Umsicht bei uns"), deren Bankgeheimnis ohnehin beim weiteren Auspressen der heimischen Steuerzahler stört (siehe auch: SPD verteidigt Pläne gegen Steuerhinterziehung). Das entschuldigt Steinbrücks flapsige Bemerkung zwar nicht, macht sie aber durchaus verständlicher.

In wenigen Monaten wird sich ohnehin niemand mehr über einen Vergleich mit Ouagadougou aufregen, denn dann werden sich viele von uns in Steinbrücks Lage befinden: pleite und frustriert. Größte Risikogruppe sind laut Dmitry Orlov (bisher) erfolgreiche Männer im "besten Alter":

The people who are most at risk psychologically are successful middle-aged men. When their career is suddenly over, their savings are gone, and their property worthless, much of their sense of self-worth is gone as well. They tend to drink themselves to death and commit suicide in disproportionate numbers.

Steinbrücks Bemerkungen sind dagegen wohl nur ein harmloses Vorgeplänkel.

P.S.: Vielleicht möchte "Pöbel-Peer" auch nur von einem "unglaublichen Vorgang" im Zusammenhang mit der HRE ablenken.