Tag: Luxemburg

  • Shopping in Luxembourg? Nicht nach 18:00h.

    Die Fußgängerzone in Luxemburg-Stadt, mitten im Herzen des “Pôle de Commerce de la Grande Région” (POC), erinnert gegen 18:00h ein wenig an Deutschland bis Mitte der 90er Jahre: Fast alle Geschäfte schließen um diese Uhrzeit oder spätestens eine halbe Stunde später ihre Türen.

    Besucher sind darüber meistens sehr erstaunt und stellen unweigerlich die gleiche Frage: Wie sollen “normal arbeitende Menschen” bei so eingeschränkten Ladenöffnungszeiten einkaufen? Mögliche Antworten wären z.B. “gar nicht” (es gibt ja noch die Shoppingcenter) oder “am Samstag”.

    Sieht man sich den neuesten STATEC-Bericht zur “Erwerbstätigkeit und Nichterwerbstätigkeit” der Luxemburger Bevölkerung an, ist die korrekte Antwort wohl, dass der relativ kleine Anteil “arbeitender Menschen” keine längeren Öffnungszeiten rechtfertigt:

     LuxemburgerAusländer
    Erwerbstätig39.5%48.5%
    Schüler, Student22.2%20.8%
    Ohne Angabe, jünger als 15 Jahre1.1%2.4%
    Arbeitslos, ohne vorherige Erwerbstätigkeit0.4%0.8%
    Arbeitslos, vorherige Erwerbstätigkeit1.7%4.0%
    Im eigenen Haushalt tätig10.0%7.1%
    Rentner16.6%8.4%
    Eigentümer, von Vermögen lebend0.2%0.1%
    Andere Situation, ohne Erwerbstätigkeit8.3%8.0%

    Mir soll’s recht sein. Ohne Einkaufsgefahr früh Abends in einem der guten Restaurants in der Innenstadt essen gehen zu können, betrachte ich durchaus als einen Pluspunkt für den POC.

     

  • Wie Luxemburg sein Rentenproblem lösen wollte

    Droht Luxemburg wegen zu großzügiger Rentenversprechen in absehbarer Zeit die Überschuldung? Mit dieser Frage sorgte das Handelsblatt letzten Monat für Aufsehen. Der Artikel basierte hauptsächlich auf einer bereits Ende letzten Jahres veröffentlichten Studie der Stiftung Marktwirtschaft (Pressemitteilung als PDF). Darin war Luxemburg im Nachhaltigkeitsranking der 12 Euro-Staaten auf dem vorletzten Platz gelandet.

    Nur “eine enorme Steigerung der Beitragszahler” könne die Entwicklung aufhalten, so das Handelsblatt. Davon sei Luxemburg allerdings “weit entfert”. Im Hinblick auf die Zukunft des Landes mag dies stimmen. Der Blick zurück zeigt ein völlig anderes Bild, z.B. anhand der am Mittwoch auf Wort.lu veröffentlichten STATEC-Zahlen:

    Die luxemburische Bevölkerung […] stieg vom ersten Januar 1960 bis zum ersten Januar 2012 von 313 050 auf 524 853 Bewohner an und erreicht damit einen sensationellen Wert von 68 Prozent. […] Der Zuwachs hierzulande soll vor allem durch die Immigration bedingt sein.

    Ob 1960 schon über die Finanzierbarkeit der Renten diskutiert wurde, kann ich nicht sagen. Doch die Strategie hat sich seitdem nicht geändert. “Von einer Wachstumslogik, die unser Land in Richtung 700.000 Einwohner führen wird”, sprach Jean-Claude Juncker zum ersten Mal im Mai 2000. Was seine Regierung mehr als 10 Jahre später als Pensionsreform vorgelegt hat, konnte das das Luxemburger Journal dennoch “eigentlich” nur als “eine Frechheit” bezeichnen.

    Wird Luxemburg in ausländischen Medien erwähnt, dann meist in einem wenig schmeichelhaften Zusammenhang. Eine gewisse Sensibilität gegenüber Kritik aus dem Ausland ist daher verständlich (und sicher gibt es auch an Deutschland mehr als genug zu kritisieren). Das ändert allerdings nichts an dem Problem selbst.

    Zum Thema Generationengerechtigkeit siehe auch: baby boomer optical illusion.

  • Braucht Luxemburg ein IT-Sicherheitsportal? Aktuelle Warnung!

    Am Montag war eine kritische Java-Lücke bekannt geworden, durch die man sich beim Besuch einer Website infizieren kann. Mittlerweile wird diese Lücke auch durch manipulierte Werbebanner auf seriösen Seiten aktiv ausgenutzt und es gibt entsprechende Warnungen des deutschen Bundesamts für Informationssicherheit und des United States Computer Emergency Readiness Teams (US-Cert). Und in Luxemburg? Auf CASES, dem Portal für Informationssicherheit des Wirtschaftsministeriums, geht es in der aktuellsten Meldung um ein neues Video: “Best of ‘Safer Internet Day 2012′” vom Februar.

    Schutz vor der neuen Lücke bietet das Deaktivieren des Java-Plug-ins im Browser. Anleitungen für verschiedene Browser sind auf heise.de zu finden. Beim Verwendung des Internet Explorers empfiehlt heise die vollständige Deinstallation von Java über die Systemsteuerung, da das “Deaktivieren von Java offenbar alles andere als trivial” sei (es ist tatsächlich unnötig kompiliziert). Wer Java-Applets hin und wieder ausführen muss, kann unter Firefox mit dem QuickJava-Addon die Ausführung von Java bequem per Mausklick zulassen.

    Update 16:00h: Die Java-Lücke hat es nun auch auf die französische CASES-Seite geschafft. Die Problembeschreibung ist allerdings irreführend:

    Si vous ne mettez pas à jour les plug-ins de votre navigateur vous courez le risque de vous faire infecter simplement en surfant la toile.

    Das stimmt zwar generell, hilft aber konkret in diesem Fall nicht weiter. Auch ein Browser mit dem aktuellsten Java-Plugin ist für die Sicherheitslücke anfällig.

    Update 30.08.2012: Die Warnung ist seit gestern Nachmittag auch auf tageblatt.lu und seit heute Morgen auch auf wort.lu zu lesen. Wirklich ärgerlich ist aber eher die Langsamkeit von Oracle: Oracle reportedly knew of critical Java bugs under attack for 4 months.

    Update 31.08.2012: Oracle hat die Sicherheitslücke mit der Java-Version 7 Update 7 geschlossen.