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Liefert Russland kein Gas, weil es schlichtweg keines mehr hat? Einen "bizarren Vorwurf" nannte der Spiegel dies gestern. Sind die Verträge mit Gazprom am Ende kaum mehr wert als mit AAA bewertete amerikanische Subprimes, die Politiker nicht weniger inkompetent und kurzsichtig als die Banker?

Wenn das denn so wäre, warum hat es niemand kommen sehen? Wo waren die Kassandras? Nun, es gab sie durchaus:

So schrieb Professor Alan Riley am 18.01.2008 in der SZ:

Felder mit abnehmender Kapazität und fehlende Investitionen in neue Vorkommen führen dazu, dass Gazprom auf eine Lücke im Angebot zusteuert.

Schon 2006 sah Nadejda M. Victor in dem Gasstreit keinen politischen Konflikt, sondern schlichtweg ein Lieferproblem:

The truth is that these price increases are not political. Rather, they reflect worrisome economic and geological facts about Russian gas fields. The Kremlin is not simply trying to use Gazprom to reassert authority in Belarus, Ukraine or anywhere else. There are in fact deep problems with Gazprom -- problems created by its inefficient management and a looming decline in gas production.

Er warnte damals, in einem strengen Winter würde sich Russland entscheiden müssen, wem man den Gashahn zudreht: den eigenen Bürgern oder den Kunden im Ausland. Dieser Winter ist nun deutlich kälter als in den Jahren davor und prompt streiten sich Russland und die Ukraine wieder...

So weit so schlimm, nur warum soll das jetzt gut sein (siehe Überschrift)? Weil es ein Warnschuss sein könnte, eine Warnung davor, das Geld zukünftiger Generationen Zombiebanken und am Markt vorbeiproduzierenden Unternehmen hinterherzuwerfen. Eine Warnung davor, alles so wie es ist um jeden Preis erhalten zu wollen. Eine Energiekrise würde uns ganz deutlich und unmittelbar zeigen, dass alles gar nicht so toll und erhaltenswert ist, dass es genug zu tun gibt um Europa vorzubereiten auf die Herausforderungen der Zukunft und dass uns die Arbeit nicht ausgehen wird. Geld, so scheint es, ist ja vorhanden.

Edit: Mit der neuen Prämie für A++ Kühlgeräte ("prime cool"), staatlichen Beihilfen beim Bau von Niedrigenergie- und Passivhäusern (oder entsprechenden Sanierungen, "prime house") und der Ausweitung der Prämie für Autos mit einem CO2-Ausstoß von unter 120g/km auf Firmen- und Leasingwaagen gehen die Maßnahmen in Luxemburg in die richtige Richtung. Weitere Informationen hierzu (mit nützlichen Links) gibt es auf wort.lu.

Edit 2: Eilmeldung: Gasprom stoppt Gaslieferungen erneut!