Author: Stephan

  • Amazon: Neuausrichtung auf Konserven

    Nach einer ersten Stellungnahme zur Verbannung bestimmter Kunden hat sich Amazon nun gegenüber Analysten zur weiteren Geschäftsstrategie geäußert. Demnach will sich der weltweit größte Online-Händler in Deutschland wieder verstärkt auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Gerüchte, Amazon wolle nur noch Bücher selbst verkaufen und ansonsten Drittanbietern das Feld überlassen, entsprächen allerdings nicht der Wahrheit. Vielmehr sehe man im Lebensmittelbereich große Wachstumschancen und möchte besonders das Angebot an Konserven stark ausbauen. Die Kunden sollen weiterhin mit einer freiwilligen 30tägigen Rückgabegarantie überzeugt werden. Innerhalb dieser Zeit könnten die Konservendosen zuhause in Ruhe von außen betrachtet werden.

    Von der Neuausrichtung erhofft sich Amazon deutliche Kostensenkungen. Missbräuchliche Retouren möchte man in Zukunft automatisch anhand des Gewichts identifizieren. Auch beim Verpackungsmaterial soll gespart werden: dieses sei überflüssig, die robusten Dosen ließen sich problemlos einzeln ohne Umverpackung versenden. Die Kunden wären mittlerweile daran gewöhnt, eine Bestellung in zahlreichen Einzelpaketen zu erhalten.

  • Das Widerrufsrecht gehört abgeschafft

    Angenommen, Sie möchten online ein Smartphone kaufen. Wie würden Sie vorgehen?

    1. Sie bestellen ca. 6 Geräte, testen diese und schicken 5 davon zurück.
    2. Sie informieren sich ausführlich vor dem Kauf, bestellen dann ein Smartphone und schicken dieses nur in seltenen Ausnahmefällen zurück.

    Falls Sie in die erste Kundengruppe fallen: Glückwunsch, Sie sind der Alptraum jedes Versandhändlers. Rechtlich müssen Sie sich zwar nichts vorwerfen lassen, wenn Sie beim Kauf teurer elektronischer Geräte wie beim Kleidungskauf vorgehen. Wirtschaftlich ist dies aber eine Katastrophe, da die ausgepackten und ausprobierten Geräte nicht ohne weiteres als Neuware verkauft werden können.

    Bisher haben besonders die großen Versandhändler dieses Verhalten geradezu gefördert: die Rücksendung wurde so einfach wie möglich gemacht, ein Wertersatz wurde nicht verlangt. Die Überlegung dahinter: wer einfach zurücksenden kann, bestellt auch eher etwas. Die Rechnung geht allerdings nicht mehr auf, wenn Neuware in kürzester Zeit und in großer Zahl in Gebrauchtware verwandelt wird. Man stelle sich vor, ein (stationärer) Verbrauchermarkt würde potenzielle Kunden einladen, das Lager zu verwüsten und dabei noch die Kosten für die Anfahrt und das Parkhaus übernehmen. Absurd, aber so ähnlich stellt sich die Situation im Versandhandel dar.

    Dies führt nun zu Konsequenzen: Einem Bericht auf Caschys Blog zufolge greift Amazon.de seit kurzem hart durch und sperrt einzelnen Kunden wegen zu häufiger Rücksendungen das ganze Konto. Für die Betroffenen ist dies besonders ärgerlich, wenn z.B. auch der Kindle an diesem Konto hängt. Eine vorherige Warnung soll es nicht gegeben haben, rechtlich war dies aber vermutlich nicht anders möglich: Eine “gelbe Karte” hätte man als unzulässige Einschränkung des Widerrufsrechts ansehen können (siehe z.B. hier).

    Meine Meinung: Dieses komplizierte, volkswirtschaftlich unsinnige und umweltschädliche Widerrufsrecht sollte vollständig abgeschafft werden. An seine Stelle könnte eine standardisierte Darstellung der Rücknahmebedingungen treten. Folgende Punkte müsste der Kunde unmittelbar erkennen können:

    • Erlaubt der Shop generell Rücksendungen wegen Nichtgefallens?
    • Innerhalb welcher Frist?
    • Sind die Rücksendungen nach Anzahl oder Wert eingeschränkt?
    • Wird ggf. Wertersatz geltend gemacht?
    • Werden die Rücksendekosten erstattet?

    Das ließe sich sogar als einfache Ampelkennzeichnung lösen. Kunden könnten somit einen zu ihrem Einkaufsverhalten passenden Händler wählen. Auswahlbesteller könnten dort zuschlagen, wo Rücksendungen unbeschränkt und kostenfrei möglich sind*. Wer sich dagegen vor dem Kauf informiert hat, könnte woanders zu günstigeren Preisen einkaufen und zudem sicher sein, einen unbenutzten Artikel zu erhalten.


    * Der stationäre Einzelhandel wäre auch eine Alternative. Nicht jeder muss alles online kaufen.

  • Nur rücksichtslose Raser haben etwas zu verbergen

    3.606 Menschen sind letztes Jahr in Deutschland im Straßenverkehr gestorben. Tote durch Terroranschläge gab es im gleichen Zeitraum keine. Dies beweist: Die Geheimdienste leisten ganze Arbeit, die umfassende Überwachung des Internets und der weltweiten Kommunikation rettet Menschenleben. Angesichts dieses Erfolgs kann ich den ehemaligen Bundesinnenminister Schily verstehen, wenn er sagt, die Furcht vor dem Staat trage “teilweise wahnhafte Züge”. Der Staat meint es schließlich nur gut mit uns und liebt doch alle Menschen.

    Höchste Zeit also, die Totalüberwachung auch auf den tödlichen Straßenverkehr auszudehnen. Ihr Auto erfasst bereits heute zahlreiche Daten, die zur Rekonstruktion von Unfällen verwendet werden können. Unfälle vermeiden kann eine solche simple Black Box allerdings nicht. Technisch wäre dies keine große Herausforderung: Eine fortschrittlichere Version, nennen wir sie “Verkehrssicherheitsbox” (Pflicht ab 2015, nicht nachrüstbar), müsste nur Ihren Standort bestimmen und die gefahrene Geschwindigkeit mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit vergleichen (das kann jedes bessere Navi). Über das mobile Datennetz könnten Verstöße umgehend gemeldet werden, am besten mit Abbuchung des Bußgelds von Ihrem Konto, automatischer Punkteaktualisierung in Flensburg und – in besonders schweren Fällen – elektronischer Zwangsstilllegung Ihres Fahrzeugs zum Schutz der Allgemeinheit.

    Ich weiß, das war schon in “Das fünfte Element” zu sehen und nein, wir bekommen in den nächsten Jahren keine fliegenden Autos, sondern nur den repressiven Teil der Zukunftsvision. Für Sie und mich ist das natürlich kein Problem, wir kennen sämtliche Verkehrsregeln und halten diese überall und jederzeit ein. Widerstand ist nur von rücksichtslosen Rasern zu befürchten, denn nur diese haben etwas zu verbergen.